Das Pokémon Center von Baumhausen City

Stumm saß die junge Frau am Tisch, den Kopf elegant auf dem Handrücken lehnend. Ihre Augen waren auf die Karte fixiert welche vor ihr ausgebreitet war. Neben ihr saß ihr Kirlia welches mehr Augen für die Umgebung hatte. Für die vielen Trainer und ihre Pokemon.
Normal würde Nizana wie auch ihr Kirlia gerade, ebenfalls lieber die Pokemon studieren, aber die tatsache dass sie nun doch recht planlos in irgendeine Stadt gereist war... Nun, sagen wir es so. Es erforderte nun strukturiertes Vorgehen. Ansonsten endete es bloß wieder in einem solchen Chaos wie vor zwei Jahren.
Nachdenklich fuhr sie mit ihrem Finger die Route nach, überlegte, und verwarf es schnell wieder. Das Problem lag einfach darin, sie war noch nicht dazu bereit sich in den nächsten Wettbewerb zu stürzen. Kirlia, Evoli und Eneco mussten alle drei noch einige neue Attacken lernen, dann brauchte sie eine ordentliche Koreographie...
Seufzend lies Nizana ihren Kopf sinken. So hatte das alles keinen Sinn. Sie sah wieder auf und streifte dabei das elegante Pokemon neben ihr. Kirlia spürte den Blick und lächelte seiner Trainerin fröhlich zu. Die Blonde wollte zum Sprechen ansetzen da hörte sie die freundliche Stimme Schwester Joys. Aufmerksam geworden sah sie zu ihr und entdekte auf einem Tablett ihre zwei Pokebälle. Kurzerhand faltete sie die Karte wieder zusammen und ging zu der Schwester wo sie die Pokebälle wieder an sich nahm. "Evoli und Eneco sind wieder top fit. Ihr solltet keine Probleme haben wenn ihr die Stadt wieder verlasst."
Zufrieden nickte Niza und verstaute die Bälle an ihrem Gürtel. "Das ist gut. Vielen Dank, Schwester Joy."
Schon führte sie ihr Weg wieder zurück an den Tisch wo sie die Karte wieder ausbreitete. Nachdenklich begann sie wieder von neuem die Routen mit ihrem Finger nachzuziehen.

Es sollte ein düsterer Aufbruch für den jungen Mann werden, der sich entschlossen hatte der beste Trainer von allen zu werden. Einem Ziel welches er alleine vielleicht nie erreichen würde, einem Ziel welches ihn weit von hier weg führen sollte. Ja er war sich ja noch nicht einmal sicher ob er je wieder hierher zurückkehren würde. Sicherlich war Baumhausen seine Heimat und er würde es immer im Herzen tragen doch noch wusste er nicht was ihn erwartete. Ja jetzt wo ihn hier nichts mehr hielt wäre jede weitere Minute in diesem Dorf eine verschwendete. Ja Alleine, das war er, das war Kaiza Ryuzaki. Während es nun langsam anfing zu regnen, die Tropfen sanft gegen die Fenster schlugen da Erhob er sich langsam aus dem weichen Sessel und seufzte tief ein und aus. Er sog die staubgeschwängerte Luft ein und schloss seine Augen. Sein Zuhause existierte nicht mehr länger. Gedanken kreisten seinen Kopf und er knickte mit den Beinen ein als er zu Boden sank. Sekunden vergingen in denen er regungslos auf dem Boden verharrte bis er plötzlich seinen Blick wandern ließ. Hier und da standen und hangen Bilder von ihm und seiner Familie. Vorsichtig schwankend lief er auf sie zu, hing sie ab und betrachtete sie lange als er sie plötzlich achtlos in eine Kiste fallen ließ. All seine Empfindungen sowie Erinnerungen wurden mit dem Weggang seiner Eltern unnütz und glichen nun nicht mehr als einer Erinnerung an einen vergangen warmen Sommertag. Und dennoch drückte er ein Bild besonders fest an seine Brust ehe er dieses vorsichtig zurücklegte. Mit dem Blick nach unten verborgend legte er es ab und lief weiter durch die Wohnung. Nach und nach deckte er die Möbel mit weißen Tüchern ab und betrachtete sein Werk mit Einer Mischung aus Trauer und Lustlosigkeit. Ja heute würde er sein Zuhause für immer verlassen. Er warf noch einen letzten Blick hinein dann schloss er leise und langsam die Tür und verabschiedete sich still und leise von seiner Kindheit.

Er trat hinaus in den schweren Regen, warf sich das Cape über und blickte über die Schulter zurück zum Haus auf dessen Dach nun sein bester Freund saß. Aus stechenden Augen sah er diesen an bis Kaiza ihn schließlich zu sich winkte. Langsam und behände schwang sich dieser Freund in die Lüfte und flog auf einen roten Strahl zu der von einem Pokeball ausging. „Zeronic“ hauchte er und küsste den Ball als er zu flüstern begann. „Wir verlassen Baumhausen City, denn hier, gibt es nichts mehr für uns.“ Seine Stimme war traurig und doch brannte in ihm schon das Feuer der Leidenschaft. Einer Leidenschaft welcher er sein Leben verschreiben wollte. Der Kampf hatte gerade erst begonnen. Sanft klopfte ihm der Regen auf die Schultern als er anfing zu laufen. Erst langsam dann immer schneller werdend preschte er voran und das Cape flatterte wild im nassen wind.

„Ich kann nie mehr zurück, somit bleibt mir nur der Weg nach vorne selbst wenn mich am Ende nur die Verzweiflung erwartet“ Seine Gedanken, frei und ungehindert waren ehrlich gemeint und der erste Schritt auf seinem Plan war das hiesige Pokemon Center. Mehr ungewollt als geplant flog die Tür hart auf und er stapfte nach vorne zu Schwester Joy. „ich habe mich entschieden Schwester“ sagte er leise und grinste sie an „ich werde deinen Ratschlag befolgen und Pokemon Meister werden!“ Der junge warf sich die Kapuze zurück und offenbarte sein Gesicht. Ein jeder hier kannte ihn von klein auf. Sein Vater war als legendärer Trainer bekannt und geliebt gewesen und sie sahen auch in ihm diese Stärke wieder. Zum Abschied reichte er ihr die Hand und versprach ihr sich wieder bei ihr zu melden. Doch nicht nur von ihr wurde er herzlich verabschiedet sondern auch von seinen anderen Freunden zu denen auch Wibke gehörte. Sanft winkte er beim Verlassen des Centers ihr und den anderen zu als er sich das Cape wieder umwarf und Zeronic befreite. Nun war er bereit zu gehen.

Im Stillen ging sie die Wege durch, die Pokemon die sie dort treffen konnte, treffen würde. Welche waren die besten Trainingsparter für ihre Eigenen? Wie oft wollte sie auf wilde Pokemon treffen? Sollten es solche sein die zu ihr passten, damit sie sich eines fangen konnte? Es war sicherlich nicht das beste alles bis ins kleinste Detail planen zu wollen, denn immer geschah etwas unerwartetes. Dabei kam es Nizana nicht selten so vor als würde sie das Unerwartete mit allen Mitteln bekämpfen wollen. Wie einen Gegner in der Arena, oder auf der Straße. Hier jedoch war der Kampf durchaus als aussichtslos zu betrachten.
Und doch war sie einfach zu stur um das zu erkennen.
Ein leichtes Lächeln zeichnete sich auf ihren Lippen ab. Wie viele waren schon an ihrem Sturkopf angerannt, hatten versucht ihn zu umgehen. Ob sie diese Sturheit von ihrem Vater hatte? Bestimmt. Genau so wie Jason. Jason... was er wohl gerade trieb? Sie vermisste ihren großen, chaotischen Bruder. So lange war es her dass sie sich zuletzt gesehen hatten.
Seufzend senkte Nizana ihren Blick wieder zurück auf die Karte. Sie sollte einfach aufstehen und gehen. Dahin wo ihre Füße sie hinführten. Die Konsequenzen außer acht lassen. Denn einig mit sich selbst würde sie sich hier, in diesem Pokemon Center, vor dieser verdammten Karte sowieso nicht. Warum war sie überhaupt nach Baumhausen City gekommen? Hier erwartete sie nichts, hier bekam sie auch kaum etwas. Es war eine spontane Entscheidung. "Spontanität ist wohl nicht gerade meine Stärke..."
Entschlossen faltete Nizana die Karte wieder zusammen. Sie kannte die Umliegenden Routen nun sowieso bereits inn und auswendig, so lange wie sie schon dabei saß. Wärend sie die Karte in ihrem Rucksack verstaute, in einem der vorderen Fächer wo sie leicht erreichbar war, wanderten ihre Augen wieder zu Kirlia. Das zierliche Pokemon hatte sie die ganze Zeit beobachtet. Es stimmte ja, Kirlia waren in der Lage die Gefühler ihrer Trainer zu spüren. Ob sich das elegante Pokemon Gedanken darüber machte sie aufzuheitern? Obwohl. Nizana war nicht traurig, lediglich etwas ratlos.
Minuten vergingen wärend sich Trainerin und Pokemon ansahen, jeder mit einem eigenen Glanz in den Augen. Manchmal brauchten sie keine Worte um sich zu verstehen. Es war als könnten sie die Gedanken der anderen lesen, selbst wenn das natürlich nicht der Fall war.
Die vertraute Ruhe jedoch sollte nicht ewig halten. Mit einem lauten... konnte man es Krachen nennen? Nun, jedenfalls flog die Tür zum Pokemon Center nicht gerade sehr sanft auf. Nizana und Kirlia waren nicht die Einzigen die den neuesten Besucher mit etwas überraschung betrachteten. Jedoch schien er, nach den Gesichtern der umliegenden, kein Unbekannter zu sein. Leicht legte die Blonde ihren Kopf schief wärend sie den, zumindest für sie, Fremden musterte, wie er direkt auf Schwester Joy zu ging.
Erneut schlich sich das Lächeln wieder auf die vollen Lippen wärend sie, mit abgewandtem Kopf, den Worten des Trainers lauschte. Der Reaktion der Leute nach zu urteilen, war er auch nicht unbeliebt. Alle verabschiedeten sich, wünschten dem jungen Mann alles Gute auf seiner Reise. Nur zu sehr wurde sie dabei an ihren eigenen Abgang erinnert. Ihr Vater war natürlich dagegen, er war nie ein Mensch der Pokemon. Ihre Mutter jedoch, sie wünschte ihr alles gute, hatte bestimmt 100 mal gefragt ob sie auch alles hatte. Und Jason... ja Jason bot sogar an zurück zu kommen um mit ihr gemeinsam zu reisen. Nur zu gern hätte sie sein Angebot angenommen, aber manche Erfahrungen mussten allein, ohne die Familie gemacht werden. Später, irgendwann wenn sie erfahrener war, wenn sie die ersten Bänder ihr eigen nennen konnte, dann würde sie mit ihm gemeinsam reisen. Denn dann wäre sie ihm auch keine Last mehr. Nizana war lang nichtmehr so arrogant zu denken sie könnte von Anfang an alles. Sie hatte ihre Fehler gemacht und ihre Pokemon mussten darunter leiden.
Erneut schwenkte ihr Blick zu Kirlia. Ihr Kirlia. Was würde sie ohne nur machen? Das Psychopokemon betrachtete die junge Frau mit einem liebevollen Blick und einem fröhlichen Lächeln im Gesicht. "Ich denke es wird Zeit, hm?" Ein eifriges Nicken war die Antwort.
So erhoben sich Trainerin samt Pokemon und bewegten sich auf den Ausgang zu. Es war nicht so dass sie es eilig hatten. Die Zeit gehörte nun ihnen, sie würden alles nach eigenem Tempo machen. Kurz noch verabschiedete sich Niza von Schwester Joy, bedankte sich dabei auch nochmal dass ihre Pokemon versorgt wurden. Dann gingen sie nach draußen. Nizas Augen ruhten dabei auf ihrem Kirlia, weshalb sie den Trainer, der noch vor dem Center stand, nicht sah.
Es kam wie es kommen musste. Unsanft lief sie in den Mann hinein, verlor dabei das Gleichgewicht weshalb sie beinahe stürzte. Nur im letzten Moment, und dank der Hilfe Kirlias, verhinderte sie einen Sturz. Es dauerte kurz bis sich die Blonde wieder gesammelt hatte, dann sah sie den Trainer mit einem entschuldigendem Blick und einem versöhnendem Lächeln an. "Tut mir leid. Ich habe Sie nicht gesehen."
Selbst Kirlia rieb sich verlegen den Kopf wärend es zu dem Fremden empor sah.